Eine Schule nur für Abiturienten

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Von Aufregung ist gestern Morgen im Beruflichen Gymnasium kaum etwas zu spüren gewesen, allenfalls etwas Nervosität. Nur wenige der 39 Schülerinnen und Schüler musste der stellvertretende Schulleiter Günter Potthast daran erinnner, sich die Hände zu desinfizieren.

Die jungen Erwachsenen waren mit ihren Gedanken bei Analysis, Stochastik und Linearer Algebra - den Sachgebiet ihrer bevorstehenden schriftlichen Abiturprüfung. Ingesamt 53 Abiturienten gehören dem diesjährigen Jahrgang der Berufsbildenden Schulen (BBS) Rinteln an. Diese Woche beginnen ihre schriflichen Prüfungen. Im Vorfeld musste die Schulleitung besondere Aufgaben meistern, damit an fünf Tagen alles reibungslos ablaufen kann. Einzeltische sind bei Klausuren ohnehin üblich, doch jetzt gab es noch strengere Vorschriften und Abstandsregeln. "Wir betrachten diesmal das Abitur als gesamtschulische Aufgabe", erläutert Günter Potthast, "und alle haben bestens mitgezogen."

Die dezentrale Lage der BBS Rinteln mit ihren vier Standorten ermöglicht, dass ihr Schulgebäude in der Dauestraße an den Prüfungstagen ausschließlich den Abiturienten vorbehalten ist. Vier Klassen des zwölften Jahrgangs hatten gestern an der Burgfeldsweide Unterricht. Zwei Berufsschulklassen von dort wechselten an den Standort Bückeburg.

Organisatorisch muss die Schule für diese Abiturprüfungen zusätzlich bürokratische Hürden bewältigen. In jedem Raum galt es, die Tische zu nummerieren. Am Prüfungstag müssen nicht nur Listen geführt werden, welcher Schüler auf welchem Platz gesessen hat. Auch Zeiten eines Toilettengangs werden notiert. Im Flur achtet ein Lehrer darauf, dass aus hygienischen Gründen - aber auch wegen der Schummelgefahr - nur ein Schüler gleichzeitig die Sanitärräume aufsucht. Obendrein müssen die Toiletten in festgelegten Abständen desinfiziert werden. Trubel, den die Schüler bei ihrem Leistungsnachweis keinenfalls brauchen.

Marc Menze, stellvertretender Abteilungsleiter, hatte die Einteilung der Sitzpläne vorgenommen. Im Schulflur begrüßte er jede Schülerin und jeden Schüler, stellte dabei auch gleich die Anwesenheit fest. Alle wussten, wo sie gleich ihre Klausur schreiben würden. Insgesamt waren gestern 14 unterschiedliche Räume vorbereitet worde. In der Aula, wo sonst 60 schüler unterrichtet werden, gibt es nun gerade einmal 16 Plätze. Auf Wunsch von Schülern, die Rücksicht auf Risikopatienten daheim nehmen, war es auch möglich, die Prüfung allein in einem Raum zu schreiben. Die Schule sorgte dementsprechend für eine Aufsicht im Raum.

Die Klausuraufgaben für das Zentralabitur gab das Kultusministerium bereits am Vortag frei, damit Schulen genug Zeit zum Ausdrucken hatten. Die Zettel, nur mit Handschuhen angefasst, kamen in Umschläge. Frühmorgens ließ Günter Potthast die Umschläge auf die Tische legen.

aus: Schaumburger Zeitung vom 13.05.2020

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